Flugblatt gegen Celler Trialog (24./25.10.16)

Stoppt die Unterstützung des AKP-Regimes!
Stoppt die Angriffe auf Rojava/Nordsyrien!
Beendet den Celler Trialog!

Seit die Regierung der Türkei im Sommer 2015 den Friedenspro­zess mit der Arbeiterpartei Kurdistan (PKK) abgebrochen hat, ent­wickelt sie sich unter dem Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan und seiner Partei für Aufschwung und Gerech­tigkeit (AKP) immer mehr zu einem autoritären Regime. Dem Abbruch des Friedenspro­zesses folgte ein brutaler Krieg in den Städten Nordkurdistans/Süd­osttürkei, der wie so oft vor allem die Zivilbevölkerung trifft: Hunderttausende haben ihr Zuhause verloren und sind auf der Flucht im eigenen Land, Hunderte wurden vom Militär getötet, ganze Städte zerstört.
Der Putsch Mitte Juli hat die Entwicklungen noch einmal ange­heizt. Das Regime zerschlägt die demokratische Opposition und greift die regierungskritische Zivilgesellschaft ununter­brochen an: oppositio­nelle Parlamentarier*innen, friedens­bewegte Akademiker*innen, kritische Journalist*innen und ganze Zeitungen oder Fernseh­sender, prokurdische Bürger­meister*innen sowie Kommunalver­waltungen sind betroffen.

Am 26. August ist das türkische Militär in Nordsyrien einmar­schiert, um angeblich den sog. Islamischen Staat (IS) zu bekämpfen. Tatsächlich greift es immer wieder die Demokra­tische Selbstver­waltung in Rojava (Nordsyrien) an. Seit letzter Woche finden heftige Gefechte zwischen den Volks- und Frauenverteidigungseinheiten (YPG/YJP) der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) einerseits und dem türkischen Militär und mit ihm verbündeten radikalislamis­tischen Banden anderer­seits statt. Ziel der Türkei ist es, Rojava zu destabilisieren und das Modell der demokratischen Selbstver­waltung zum Scheitern zu bringen.
Seit 2011 wird in Rojava das Projekt der Demokratische Auto­nomie umgesetzt: eine basisdemokratische Selbstverwaltung, an der alle Teile der Gesellschaft – Religionsgemeinschaften, Frauen, Jugend, ethnische und kulturelle Gruppen – gleich­berechtigt teilhaben. Roja­va sieht sich dabei als Teil Gesamt­syriens und als Modell für ein friedliches Zusammenleben in der Region des Mittleren Ostens, ohne Gesellschaften zu spalten und Krieg zu führen, um Konflikte zu lösen.
Mit diesem Ansatz ist Rojava nicht nur dem IS ein Dorn im Auge, sondern auch den Regionalmächten wie der Türkei und den impe­rialistischen Mächten wie den USA, Russland oder der Bundesre­publik Deutschland (BRD).

Die Bundeswehr fliegt nicht nur Aufklärungsflüge vom türki­schen İncirlik über Nordsyrien, liegt mit Schiffen im Mittelmeer und steht mit Abwehrraketen in Nordkurdistan. Sie bildet in Südkurdistan/Nordirak Peşmerga-Kämpfer der feudal-konser­vativen Demokratischen Partei Kurdistans (PDK od. KDP) aus.
Die PDK steht in starker Konkurrenz zu anderen kurdischen Organi­sationen und wird vom Barzanî-Clan geführt. Sie ist für den Genozid an den Êzîd*innen in Şengal ab August 2014 zu­mindest mitverant­wortlich. Damals flüchteten ihre Kämpfer, nachdem sie die Zivil­bevölkerung entwaffnet hatten, um sie schutzlos dem IS zu über­lassen. Die PDK unterhält enge Be­ziehungen zur Türkei und wird dafür von den meisten kurdi­schen Organisationen, auch einem bedeutenden Teil der Peş­merga anderer Parteien, abgelehnt.
Neben der Türkei ist die BRD engste Verbündete der PDK, die sie immer wieder mit Waffenlieferungen und -geschenken ver­sorgt. Auf diese Weise wird die PDK durch internationale Un­terstützung am Leben gehalten und politischen salonfähig ge­macht – ebenso wie das AKP-Regime.

So sind die Bundesregierung, die Bundeswehr und die deut­sche Rüstungsindustrie Komplizinnen von PDK und AKP-Regime. Sie machen sich an den Verbrechen in Kurdistan und dem Krieg im Mittleren Osten schuldig. Ein Ausgangspunkt dieses Krieges liegt auch hier, in der BRD, in Celle. Der Celler Trialog als Plattform der Kriegspolitik der BRD ist eine Schan­de!

Darum fordern wir:
Stoppt die Unterstützung des AKP-Regimes!
Stoppt die Angriffe auf Rojava/Nordsyrien!
Beendet den Celler Trialog!

NAV-DEM Hannover – Demokratisches Gesellschaftszentrum der Kurd*innen in Hannover e.V., 24.10.2016


Hier ist das Flugblatt auch online.