Mahnwache für die Selbstverwaltung und -verteidigung Şengals (16.-30.01.21)

Mahnwache für Şengal Hannover 2021

Der Genozid des Islamischen Staats an der êzîdischen Gesellschaft im nordirakischen Şengal konnte 2014 nur durch ein beherztes Eingreifer der YPG aus Rojava sowie der PKK-Guerilla aus Südkurdistan vor der Vollendung gestoppt werden.
Anschließend kehrte die Bevölkerung teilweise zurück in die Region und baute gemeinsam mit der Freiheitsbewegung eigene Strukturen zur Selbstverwaltung auf. Nicht nur die militärischen Widerstandseinheiten Şengals (YBŞ), um sich vor weiteren Angriffen zu verteidigen, und die Asayîşa Êzîdxanê, die Sicherheitskräfte, die das zivile Leben sichern, gehören dazu. Insbesondere wurde ein Rätesystem errichtet, damit die Gesellschaft selbst nach basisdemokratischen Prinzipien über ihr Zusammenleben bestimmen kann. Hinzu kommen zahlreiche Einrichtung der Frauenbewegung, der Jugend, sozialer Projekte, im Bildungs- und Gesundheitsbereich und viele mehr.
Diese Selbstverwaltung ist heute bedroht – noch mehr als ohnehin schon durch ein Abkommen der Regierung der Autonomen Region Kurdistan unter Kontrolle der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) und der irakischen Zentralregierung in Bagdad vom 9. Oktober 2020. Dieses Abkommen sieht ein Auflösung der Selbstverteidigungs- und Sicherheitskräfte Şengals vor und soll die Vorherrschaft der PDK in der Region wiederherstellen und somit den Einfluss der Zentralregierung sichern.
Die êzîdischen Gesellschaft in Şengal selbst, aber auch in der Diaspora ist sich bewusst, dass sie keine Regierung und kein Staat vor einem erneuten Genozid schützen werden. Sie erkennen den politischen Angriff auf die YBŞ und die Asayîşa Êzîdxanê als Angriff auf ihr Recht auf Selbstbestimmung und -verwaltung und befürchten, dass es angesichts der aggressiven Politik der PDK an der Seite des türkischen AKP/MHP-Regimes nicht nur bei verbalen Angriffen auf die Demokratische Autonomie bleiben wird. Diese Einschätzung belegen immer wieder durchgeführte militärische Angriffe von Seiten der PDK-Milizen oder der türkischen Luftwaffe auf die Selbstverwaltung in Şengal.

In Şengal selbst findet bereits seit Wochen eine Mahnwache für ein Ende der Angriffe auf die Selbstverteidigungs- und Sicherheitskräfte statt:
https://anfdeutsch.com/kurdistan/Sengal-asayis-steht-fur-den-willen-von-Ezidxan-23804

Auch in Europa protestiert die êzîdische Gemeinschaft gegen die Angriffe der PDK, der irakischen Zentralregierung wie des türkischen Militärs. Der Rat der Êzîd*innen aus Şengal im Exil ruft zu einer Mahnwache vom 16.01. bis 30.01.2021, jeweils von 13.00 bis 15.00 Uhr, auf dem Steintorplatz in Hannover auf.